Aussortiertes Aushaltsmaterial wie Warenverpackungen, Folien, Zeitschriften wurden in einem Prozess der Verwandlung zu Bilder und Objekten neu definiert. Das Vorgefundene und das Gestaltete, die Fotografie und die Zeichnung, Vorder- und Hintergrund, Zwei- und Dreidimensionalität befinden sich in einer Art Schwebezustand.
Die Bilder sind flüchtige Bestandaufnahmen des Hier und Jetzt, fragmentarisch und mehrdeutig. Zeichnungen und Fundstücke aus Papier, Plastik, Metall, usw. gehen eine Beziehung auf Zeit ein.
Ausrangierte Gegenstände, alte Kartons, vom Regen ausgewaschene und verblasste Werbeblätter sind Ausgangspunkt eines Prozeßes der Neuordnung und Formfindung.
Zielloses Schlendern durch die Strassen der Stadt, ermöglicht die Entdeckung von Materialien und Dingen, die beim schnellen Vorübergehen nicht wahrgenommen würden. Plastik- und Papierabfälle, Fragmenten und Resten der schriftlichen und bildlichen Kommunikation, Spuren des gelebten Lebens in der Gemeinschaft. Die Fundstücke werden einem Transformationsprozess unterzogen, in dem sie beschnitten, miteinander kombiniert und neu geordnet werden. Inmitten von Zufall und Beliebigkeit entstehen flüchtige Ordnungsysteme, Unauffälliges und Banales wird zu etwas Wertvollem.
Grundlage dieser Werkgruppe sind gefundene, alte Kartons, deren zahlreiche Gebrauchsspuren von der Nutzung als Umzugs- und Transportverpackung zeugen. Funktionsfalten, Schriften und Klebebänder, werden in den Arbeitsprozess integriert. Pappstücke werden geschnitten und passend genau aneinander gefügt, damit eine neue, ebene Fläche entsteht (angelehnt an die Technik der Intarsie). Geometrische Felder werden in die Pappe eingeschnitten und entfernt, so dass die tieferen Schichten des Kartons sichtbar werden. Die Spannung zwischen der fragilen, verletzlichen Leiblichkeit des Materials und der konstruktiven Formensprache leitet mich.
Das Projekt handelt vom widersprüchlichen Verhältnis unserer technisierten Welt zur Natur. Es umkreist Werden und Vergehen und setzt Natur, Kunst und Design in Verhältnis zueinander. Tradition und Wegwerfgesellschaft treten miteinander in Beziehung.
Die traditionelle japanische Kunst des Ikebana strebt danach die Natur in den Lebensraum des Menschen zu bringen und die Harmonie der kosmischen Ordnung symbolisch in dem häuslichen Bereich wiederzuspiegeln. In meinem Beitrag zur Ausstellung zerlege ich Kunstblumen aus dem Dekogeschäft in Einzelteile und kombiniere Stengel, Blumen, Blätter untereinander so, dass neue Mischwesen entstehen. Dies fällt auf den ersten Blick nicht auf, denn die Pflanzen bewahren ihre natürliche Erscheinung, bis ihre Fremdheit allmählich wahrnehmbar wird. Auch die recycelt Glasflaschen in denen sie stecken, erfüllen nur funktional ihren Zweck. Die Collagen aus Papierreste und Fotofragmente berühren Themen der traditionellen asiatischen Philosophie wie die Wertschätzung für die kleinen Dinge des Alltags oder die Vergänglichkeit.
Im Rahmen des Internationalen Kunst und Performance Art Festival FIELDS OF VISION (18. bis 22. April 2017) begegneten sich in der Galerie Künstlerbund Tübingen drei Künstlerinnen aus Myanmar und Thailand und drei Künstlerinnen aus Deutschland
Experimentelles Künstlerbuch mit vier Zeichnungen. Diese wurden vervielfältigt, gefaltet und mit zwei schwarzen, ineinander gesteckten, beweglichen Kartons verbunden. Im zusammengeklappten Zustand ist das Buch flach und zeigt eine vollständige Zeichnung auf der Vorder- und Rückseite. Aufgefaltet und aufgestellt, wird es zu einem raumgreifenden Objekt, das immer, je nach Blickwinkel, neue Kombinationen und Auschnitten der Zeichnungen ermöglicht. Das Künstlerbuch erscheint in kleiner Auflage, in einer schwarzen Mappe mit Prägedruck.
Storia Naturale erschien als Beitrag zu SEITEN/RÄUME ein Projekt von Linienscharen – Plattform für zeitgenössische Zeichnung – zum Thema Künstlerbuch.
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